REWE-Betreiber aus Ringen bezieht Stellung!
Die Fraktionen im Gemeinderat Grafschaft haben mit Datum vom 21.11.2019 ein Schreiben des REWE-Betreibers in Ringen, Jörg Schäfer, erhalten. Er stellt seine Sicht der Dinge zu einer zukünftigen Kooperation mit ALDI dar und geht dabei auch auf die verschiedenen Standortvarianten ein.
Am Ende steht ein überzeugendes Plädoyer für eine zukunftssichere Ansiedlung im Innovationspark Rheinland. Der Betreiber des REWE-Marktes bestätigt damit eindeutig die Position der CDU-Grafschaft, die wir am 05.11.2019 ausführlich begründet haben.
Schäfer bittet ausdrücklich darum, dass seine Argumente und die Interessen seines Betriebes in die Entscheidungsfindung einbezogen werden. Daher haben wir uns als CDU entschlossen, das Schrieben an dieser Stelle öffentlich zu machen.
Lesen Sie daher hier Auszüge aus diesem Schreiben von Jörg Schäfer an die Grafschafter Kommunalpolitiker:
„Aufgrund der aktuellen Berichterstattung in der Tagespresse wende ich mich heute an Sie und darf meine Position zur Thematik darstellen.
Zunächst möchte ich betonen, dass es wichtig ist, immer alle Akteure mit einzubinden. Es ist nicht zielführend Informationsveranstaltungen zu initiieren und nicht alle Beteiligten zu Wort kommen zu lassen. Ich denke es ist auch wichtig für die einzelnen Ortsbeiräte im Sinne einer abgewogenen Gemeindeentwicklung alle Aspekte bei einer Meinungsbildung zu berücksichtigen.
Aus diesem Grund möchte ich Ihnen auch meinen Standpunkt als Einzelhändler vor Ort mitteilen und Sie gleichzeitig bitten, alle Interessen in die Standortentscheidung einzubeziehen und abzuwägen.
Herr Bürgermeister Juchem informierte mich Ende letzten Jahres, dass der Lebensmitteldiscounter Aldi Interesse an einer Ansiedlung in der Gemeinde Grafschaft bekunde hat.
Ich habe diese Entwicklung spontan begrüßt.
Gleichzeitig habe ich Herrn Juchem aber auch gebeten, bei der Wahl eines möglichen Ansiedlungsstandortes die Interessen des vorhandenen örtlichen Einzelhandels zu berücksichtigen.
Dies vorangestellt, wurde zunächst unter Berücksichtigung zu erwartender Agglomerationsvorteile eine Fläche südlich der Rheinbacher-Straße (L 83), gegenüber dem REWE-Markt in Grafschaft-Ringen, in die Standortüberlegungen eingebracht.
Die räumliche Nähe lässt zunächst für beide Märkte eine erhöhte Käuferfrequenz erwarten, wodurch beide Standorte voneinander profitieren könnten. Eine Konzentration mehrerer Einzelhandelseinrichtungen an einem Standortbereich trägt zur Aufwertung eines Standortareals bei, sodass gewisse Umsätze aus Kopplungskäufen generiert werden können.
Letztlich wären aber beide Standorte durch die Rheinbacher Straße getrennt. Durch diese Zäsur wäre ein Besuch beider Märkte (Rewe und Aldi) immer mit einem Umstellen der Fahrzeuge verbunden. Eine fußläufige Querung der Trasse würde trotz aller denkbaren Hilfestellungen, dies zeigt die Erfahrung aus vergleichbaren Standorten, vom Käufer nicht akzeptiert. Der gewünschte Effekt einer beiderseitigen Frequenzsteigerung würde voraussichtlich ausbleiben. Umsatzrückgänge wären zumindest für den Rewe-Markt wahrscheinlich.
Neben den rein betriebswirtschaftlichen Auswirkungen sehe ich aber auch nachteilige Konsequenzen für die jetzigen und auch zukünftigen Nachbarn des heutigen Standorts.
Die grundsätzlich zu begrüßende innerörtliche Lage des Standortes „Kreuzerfeld“ bedingt im Umkehrschluss auch eine Zunahme des Verkehrs (Kundenverkehr als auch Zulieferverkehr). Die ohnehin schon angespannte Verkehrssituation würde sich auf der Rheinbacher Straße verschärfen. Die Nachteile liegen auf der Hand: Erhöhung der CO2-Emmission bei Stau, sowie eine stetig zunehmende Lärmbelastung.
Nun lese und höre ich immer wieder, dass der Standort „Im Kreuzerfeld“ aufgrund seiner innerörtlichen Lage fußläufig aufgesucht wird. Dies ist leider nur bedingt richtig.
Tatsächlich sucht nur ein geringer Prozentsatz meiner Kunden den Standort fußläufig auf. Da also ohnehin das Gros der Kunden die Marktbesuche mit dem PKW absolviert, wäre eine Einzelhandelslage auf der sogenannten grünen Wiese unter Gesundheitsaspekten und klimapolitischen Aspekten zu begrüßen. Sollte sich der neue Standort positiv entwickeln (wovon ich grundsätzlich ausgehe), ließe sich unter Umständen ein Lieferservice für unsere nicht mobilen Kunden rechnen.
Nach diesem kleinen Exkurs in die Volkswirtschaft darf ich aber nochmal auf die betriebswirtschaftlichen Aspekte meines jetzigen Standortes „Im Kreuzerfeld“ eingehen.
Eine Erweiterung des Rewe-Marktes ist am Standort im Kreuzerfeld Ringen nicht möglich. Dies wäre aber unter Berücksichtigung der steigenden Einwohnerzahl erforderlich. Zudem muss der Einzelhandel stets dem Zeitgeist entsprechen, d. h. die Märkte bedürfen einer permanenten Anpassung an die Kundenwünsche. Eine bauliche Umgestaltung lässt aber weder der Baukörper noch das Grundstück in größerem Umfange zu. Die Errichtung eines Rewe-Marktes der neuen Generation wäre am jetzigen Standort nicht denkbar. Langfristig würde der Markt ohne umfassende Umbaumaßnahmen an Attraktivität verlieren und in der Käufergunst sinken. Weitere Entwicklung bedeutet Sicherung der Existenz und letztlich auch Sicherung des Standortes.
Neben den mangelnden Zukunftsperspektiven weist der Standort aber auch heute schon erhebliche Nachteile auf. Ich darf hier insbesondere auf das knappe Parkplatzangebot hinweisen. Erschwerend kommt hinzu, dass der Parkplatz abschüssig ist. Dies sind Aspekte, die aus Kundensicht nicht zufriedenstellend sind und letztlich die Kundengunst beeinflussen.
Nun ist vielleicht der Eindruck entstanden, dass ich mit der jetzigen Situation in Gänze unzufrieden bin.
Nein, das ist nicht der Fall! Ansonsten hätte ich den Standort nicht besetzt.
Die Ansiedlung von Aldi und damit die Etablierung einer Einzelhandelsagglomeration erfordert es aber, langfristig zu denken, in die Zukunft zu schauen. Und wenn ich den Blick in die Zukunft richte, ist der Standort am Innovationspark für alle Beteiligten, für den Kunden als auch für den Einzelhandel, der bessere Standort.
An dem Standort Innovationspark können langfristig die Anforderung und Wünsche des Kunden vom Einzelhandel erfüllt werden. Der Standort trägt somit zur langfristigen Existenzsicherung bzw. wirtschaftlichen Tragfähigkeit bei. Die Versorgung der Bevölkerung kann erheblich verbessert werden. Der Kunde findet ein attraktives Warenangebot vor, sodass Einkaufsfahrten außerhalb der Grafschaft entbehrlich werden. Auch hier darf ich nochmal auf die positiven klimatischen Auswirkungen hinweisen.
Von dem zentral gelegenen Standort können die Orte Oeverich, Leimersdorf, Niederich, Birresdorf und Nierendorf versorgt werden. Während sich das Einzugsgebiet bzw. die Versorgungsfunktion bisher auf die unmittelbaren Nachbarorte von Ringen beschränkt, kann durch die Lage am Innovationspark das Einzugsgebiet vergrößert werden und eine Versorgung der nordöstlichen Ortsteile, die sich bislang nach Wachtberg und Bad Neuenahr-Ahrweiler orientieren, gewährleistet werden.
Für eine gemeinsame Ansiedlung am Standort Innovationspark sprechen die verkehrstechnisch günstige Lage innerhalb der Gemeinde (Anschluss an die L 79/ BAB 61), die räumlichen Entwicklungsmöglichkeiten und auch die Nähe zum Innovationspark Rheinland mit einer dort steigenden Arbeitnehmerschaft.
Durch die Nähe zur Autobahn liegt der Standort auch für viele Grafschafter auf dem Arbeitsweg und wäre über den öffentlichen Personennahverkehr zudem gut erreichbar, was die Attraktivität des Standortes weiter steigert.
Als örtlicher Einzelhändler betone ich abschließend nochmal, dass ich die Ausweisung eines Nahversorgungszentrums am Innovationspark ausdrücklich begrüße und die Planung gerne unterstütze.
Mit freundlichen Grüßen
Jörg Schäfer“