21. Juni 2005

Im Handstreich sollen Fakten für den Umzug nach Berlin geschaffen werden — Wilhelm Josef Sebastian MdB und Dr. Norbert Röttgen MdB zu Gast beim Zentrum für Nachrichtenwesen der Bundeswehr in Gelsdorf

„Hier sol­len hand­streich­ar­tig kurz vor Tores­schluss noch Fak­ten geschaf­fen wer­den,“ so die abschlie­ßen­de Bewer­tung des CDU-Bun­­des­­tags­­a­b­­ge­or­d­­ne­­ten Wil­helm Josef Sebas­ti­an und sei­nes Kol­le­gen aus dem Rhein-Sieg-Kreis, Dr. Nor­bert Rött­gen. Bei­de hat­ten sich zu einem Infor­ma­ti­ons­be­such beim Zen­trum für Nach­rich­ten­we­sen der Bun­des­wehr (ZNBw) in Graf­­schaft-Gels­­dorf ange­sagt, die­ser Ter­min war kurz­fris­tig anbe­raumt wor­den, nach­dem in den letz­ten Tagen und Wochen Infor­ma­tio­nen über die Ver­la­ge­rung von bis zu 260 Dienst­pos­ten nach Ber­lin die Run­de gemacht hat­ten. Emp­fan­gen wur­den die Par­la­men­ta­ri­er von Oberst Karl-Heinz Drechs­ler, stell­ver­tre­ten­der Amts­lei­ter in Gels­dorf, sowie Gene­ral Armin Hasen­pusch, der auf der Bon­ner Hardt­hö­he im Lei­tungs­stab für die Ver­la­ge­rungs­plä­ne zustän­dig ist. Im Gespräch wur­de dann das Vor­ha­ben von Hasen­pusch erläu­tert und der bis­her in der Öffent­lich­keit bekann­te Sach­stand im Detail bestä­tigt. Hin­ter­grund der Akti­on ist die geplan­te Zuwei­sung von Infor­ma­ti­ons­auf­ga­ben vom ZNBw an den Bun­des­nach­rich­ten­dienst (BND) im Zuge der Zusam­men­le­gung der Lage­zen­tren bei­der Ein­rich­tun­gen. Der BND soll dabei im Rah­men einer „Leis­tungs­ver­ein­ba­rung“ zwi­schen Bun­des­kanz­ler­amt und Bun­des­mi­nis­te­ri­um der Ver­tei­di­gung ver­pflich­tet wer­den, den Bun­des­ver­tei­di­gungs­mi­nis­ter in „Brei­te und Tie­fe“ aus­führ­lich über die Lage in Kri­­sen- und Inter­ven­ti­ons­ge­bie­ten zu unter­rich­ten. Gene­ral Hasen­pusch äußer­te sei­ne Ein­schät­zung, dass die­se Leis­tungs­ver­ein­ba­rung in etwa vier Wochen unter­schrifts­reif sein wer­de. Anschlie­ßend sol­le in den dar­auf fol­gen­den 12 Mona­ten die Umset­zung in den Details durch­ge­plant wer­den. Die Umset­zung selbst sei schließ­lich für das Jahr 2007 zu erwar­ten, deut­lich schnel­ler als ursprüng­lich geplant. Poli­tisch bewer­ten Wil­helm Josef Sebas­ti­an MdB und Dr. Nor­bert Rött­gen, der als 1. Par­la­men­ta­ri­scher Geschäfts­füh­rer der CDU/C­­SU-Bun­­des­­tags­­frak­­ti­on seit eini­gen Mona­ten zum engs­ten Füh­rungs­zir­kel der Uni­on gehört, das Vor­ha­ben als „ver­zwei­fel­ten Ver­such“ kurz vor dem Regie­rungs­wech­sel im Sep­tem­ber noch Fak­ten zu schaf­fen und Ent­wick­lun­gen, die mög­li­cher­wei­se dann nicht mehr auf­zu­hal­ten sind, in Gang zu set­zen. „Die Plä­ne gehö­ren sofort gestoppt und bis zur Bil­dung einer neu­en Bun­des­re­gie­rung darf nichts abschlie­ßend ent­schie­den wer­den“, so die For­de­rung der CDU-Abge­­or­d­­ne­­ten. „Vor allem auch die Finanz­aus­wir­kun­gen des Vor­ha­ben sind völ­lig unge­klärt und in Zei­ten, in denen Mit­tel­kür­zun­gen an allen Ecken und Enden unab­ding­bar sind, muss so etwas als ers­tes auf den Prüf­stand,“ so Wil­helm Josef Sebas­ti­an. Beden­ken mel­de­ten die bei­den Christ­de­mo­kra­ten auch im Hin­blick auf die Betei­li­gung des Deut­schen Bun­des­ta­ges an. Es sei nicht akzep­ta­bel, dass eine für die äuße­re Sicher­heit der­art wich­ti­ge Fra­ge wie die Aus­glie­de­rung des mili­tä­ri­schen Nach­rich­ten­we­sens aus dem Bun­des­ver­tei­di­gungs­mi­nis­te­ri­um bis­lang am Par­la­ment vor­bei geplant wer­de. Außer­dem ver­wies Rött­gen dar­auf, dass die Arbeit von Dienst­stel­len der Bun­des­wehr bis­lang der unein­ge­schränk­ten Kon­troll­be­fug­nis des Deut­schen Bun­des­ta­ges und sei­ner Aus­schüs­se unter­lie­ge. Eine Ver­la­ge­rung von Auf­ga­ben zum BND schrän­ke die­ses Recht des Par­la­ments ein, da es für die Nach­rich­ten­diens­te ein beson­de­res par­la­men­ta­ri­sches Gre­mi­um gebe. „Wir haben nicht zuletzt ver­fas­sungs­recht­li­che Zwei­fel, ob die Bun­des­re­gie­rung eine sol­che Ein­schrän­kung par­la­men­ta­ri­scher Befug­nis­se ein­fach ver­ord­nen kann.“ Auch ein Ver­tre­ter des Bun­­des­­wehr-Per­­so­nal­ra­­tes in Gels­dorf, der beim Gespräch mit am Tisch saß, bestä­tig­te die Befürch­tun­gen und Ängs­te der betrof­fe­nen Mit­ar­bei­ter, die in den letz­ten Tagen an die Öffent­lich­keit gedrun­gen waren. „Es sei „Unru­he im Amt.“ Von die­ser Sei­te wur­de auch die deut­li­che Beschleu­ni­gung der Plä­ne seit der NRW-Lan­d­­tags­­­wahl fest­ge­stellt. Dies brin­ge für vie­le Mit­ar­bei­ter, mili­tä­risch und zivil, eine gro­ße Unsi­cher­heit für die per­sön­li­che Lebens­pla­nung. Gerech­net mit ers­ten Umset­zun­gen hat­te man all­ge­mein bis­lang erst für das Jahr 2011. Wil­helm Josef Sebas­ti­an MdB beton­te abschlie­ßend, dass er sich als direkt gewähl­ter Wahl­kreis­ab­ge­ord­ne­ter ein­deu­tig für einen Erhalt des ZNBw´s am bis­he­ri­gen Stand­ort Gels­dorf ein­set­zen wer­de, nicht zuletzt im Sin­ne der betrof­fe­nen Mitarbeiter.