20. Febru­ar 2017

CDU-Grafschaft bewertet Deponievorhaben in der Tongrube Leimersdorf – Massive Gefährdungen für die Allgemeinheit sind zu befürchten

Die CDU-Graf­­schaft befürch­tet mehr als weit­ge­hen­de Belas­tun­gen der Bevöl­ke­rung, ins­be­son­de­re im Orts­be­zirk Lei­mers­dorf, wenn die Plä­ne zur Errich­tung einer Son­der­müll­de­po­nie in der dor­ti­gen Ton­gru­be umge­setzt wer­den. Nach ers­ter Aus­wer­tung der umfang­rei­chen Unter­la­gen zum Plan­fest­stel­lungs­ver­fah­ren erge­ben sich für die Graf­schaf­ter Christ­de­mo­kra­ten zahl­rei­che Unge­reimt­hei­ten, Wider­sprü­che und Ver­harm­lo­sun­gen. „Das wer­den wir nicht wider­stands­los hin­neh­men,“ so über­ein­stim­mend der Graf­schaf­ter CDU-Vor­­­si­t­­zen­­de Micha­el Schnei­der und der CDU-Frak­­ti­ons-vor­­­si­t­­zen­­de im Gemein­de­rat, Klaus Huse. „Offen­sicht­lich ist es hier, dass mit der Abla­ge­rung von Son­der­müll hohe zwei­stel­li­ge Mil­lio­nen­be­trä­ge ver­dient wer­den sol­len, wäh­rend sämt­li­che Belas­tun­gen im wahrs­ten Sin­ne des Wor­tes den Men­schen in der Graf­schaft vor die Füße gekippt wer­den. Hier wer­den Gewin­ne pri­va­ti­siert und Belas­tun­gen vergemeinschaftet.“

Bereits an der Begrün­dung der Not­wen­dig­keit der Ver­fül­lung der Ton­gru­be mit Son­der­müll kran­ke das gan­ze Vor­ha­ben, so die CDU. Eine Rekul­ti­vie­rung kön­ne genau­so durch Ver­fül­lung mit unbe­las­te­tem Erd­aus­hub oder ande­ren geeig­ne­ten Mas­sen erfol­gen. In der Graf­schaft gebe es ande­re Ton­gru­ben, wo dies bei­spiel­haft gelun­gen sei. Die CDU Graf­schaft setzt sich für die­se kon­ven­tio­nel­le Rekul­ti­vie­rungs­form ein, denn dann ist auch eine anschlie­ßen­de Nut­zung der Flä­chen als Acker­land oder für ande­re land­wirt­schaft­li­che Zwe­cke mög­lich. Die CDU-Ver­­­tre­­ter wei­ter: „Seit die Lei­mers­dor­fer Ton­gru­be 2007 von der C.C. Grup­pe Kre­feld über­nom­men wur­de, spielt Ton­ab­bau in Lei­mers­dorf kei­ne Rol­le mehr. Des­we­gen über­rascht es nicht, dass die Ton­gru­be ent­ge­gen der dama­li­gen Aus­sa­ge bis heu­te noch nicht aus­ge­tont ist. Der Betrei­ber ver­sucht das Ende des Ton­ab­baus solan­ge zu ver­zö­gern, bis er die gewünsch­te Depo­nie­ge­neh­mi­gung erstrit­ten hat. Der Betrei­ber ist nicht am Ton­ab­bau inter­es­siert! Er inter­es­siert sich nur dafür, das Loch mit Schla­cken und mine­ra­li­schen Aschen zu verfüllen.“

Sehr kri­tisch sehen die Graf­schaf­ter Christ­de­mo­kar­ten auch den Sach­ver­halt, dass die Ver­fül­lung der Gru­be nach den vor­lie­gen­den Depo­nie­plä­nen defi­ni­tiv nicht dazu füh­ren wird, das ursprüng­li­che Land­schafts­bild wie­der­her­zu­stel­len. Um noch mehr Müll unter­zu­brin­gen, soll die Gru­be viel­mehr zu einem hohen Hügel auf­ge­schüt­tet wer­den, der defi­ni­tiv auch der Land­wirt­schaft danach nicht mehr zu Ver­fü­gung ste­hen wird. Gera­de­zu unver­fro­ren klingt daher nach Ansicht der CDU der ent­spre­chen­de Pas­sus in den Depo­nie­plä­nen: „Nach Abschluss der Abla­ge­rung fügt sich die rekul­ti­vier­te Depo­nie her­vor­ra­gend in die von Höhen­un­ter­schie­den gepräg­te Land­schaft ein“.

Die Depo­nie­plä­ne nach ange­streb­tem Abfall­recht wider­spre­chen in die­ser Hin­sicht auch dem Rah­men­be­triebs­plan der Ton­gru­be nach Berg­recht. Letz­te­rer sieht näm­lich ein Anglei­chen auf umlie­gen­des Gelän­de­ni­veau und die land­wirt­schaft­li­che Nut­zung sowie Rand­ein­grü­nung vor. Der Rah­men­be­triebs­plan macht zum Zeit­raum der Rekul­ti­vie­rung auch kei­ne Anga­be. Inso­fern liegt berg­recht­lich über­haupt kein „Zwang“ vor, das Gru­ben­loch schnellst­mög­lich mit Schla­cken und mine­ra­li­schen Aschen zu ver­fül­len. Der Betrei­ber könn­te viel­mehr auch eine kon­ven­tio­nel­le Rekul­ti­vie­rung durch­füh­ren, auch wenn die­se län­ger dauert.

In völ­li­ge absur­de Wider­sprü­che ver­wi­ckelt sich der Depo­nie­an­trag im Bezug auf die Wind­rich­tun­gen und somit die Staub­be­las­tung. Von „vor­herr­schen­der West­wind­rich­tung“ wird ein­lei­tend über die Regi­on, in der die Ton­gru­be liegt, gespro­chen. Plötz­lich soll jedoch eine eige­ne Wind­mess­an­la­ge der Ton­gru­ben­fir­ma erge­ben, dass es „eine aus­ge­präg­te Haupt­wind­rich­tung aus Süd­ost“ gibt. „Rein zufäl­lig“, so die CDU-Kri­­tik, wür­de damit Staub an den Wohn­la­gen vor­bei zie­hen. „Die tat­säch­lich vor­herr­schen­de Wind­rich­tung hat sich ganz im Sin­ne des Betriebs fast kom­plett gedreht,“ so Micha­el Schnei­der und Klaus Huse zu die­sem „meteo­ro­lo­gi­schen Husa­ren­streich“ der Ton­wer­ke. „Bereits die Ver­fül­lung des Nord­fel­des vor vie­len Jah­ren mit den glei­chen Stof­fen wie zukünf­tig geplant hat mas­sivs­te Staub­be­las­tun­gen für die Men­schen mit sich gebracht. Eine Mil­li­on Ton­nen Son­der­müll, davon ein Groß­teil bestehend aus belas­te­ten Sän­den und Schla­cken aus Kraft­wer­ken, wür­de eine uner­träg­li­che (Fein)Staubbelastung und eine unkal­ku­lier­ba­re Gesund­heits­ge­fähr­dung der Men­schen mit sich brin­gen. Land­wir­te und Obst­bau­ern im Umfeld der Gru­be stän­den vor dem Aus.“

Die Graf­schaf­ter CDU-Kom­­mu­nal­­po­­li­­ti­ker sehen auch nicht das gerings­te Maß an fach­li­cher Zuver­läs­sig­keit und Eig­nung bei den Lei­mers­dor­fer Ton­wer­ken. „Wer bereits beim ein­fa­chen Ton­ab­bau so kläg­lich schei­tert, kann schlech­ter­dings nicht für den ord­nungs­ge­mä­ßen Betrieb einer Depo­nie mit ungleich höhe­ren Auf­la­gen sor­gen. Die man­gel­haf­te Abdich­tung des Nord­fel­des, die immer noch feh­len­de Abdich­tung des Süd­fel­des und die diver­sen Hang­rut­sche unter Beein­träch­ti­gung gemeind­li­cher Wirt­schafts­we­ge und Pri­vat­par­zel­len spre­chen hier eine bered­te Sprache.“

Die CDU-Graf­­schaft abschlie­ßend: „Wir erwar­ten von der zustän­di­gen Struk­­tur- und Geneh­mi­gungs­be­hör­de des Lan­des Rhein­­land-Pfalz (SGD Nord) eine ein­ge­hen­de Beschäf­ti­gung mit den diver­sen Wider­sprü­chen im Depo­­nie-Antrag der Ton­­gru­­ben-betrei­­ber. Dies begin­nend damit, dass der Antrag offen­bar schon 2014 geschrie­ben und seit­dem nicht an diver­se Ände­run­gen der Fak­ten und der Recht­spre­chung ange­passt wur­de. Wir haben durch unse­re Beschlüs­se der letz­ten Tage bekun­det, dass wir als Gemein­de Graf­schaft etli­che Zehn­tau­send Euro in die Hand neh­men, um unse­re Inter­es­sen und die der Bür­ge­rin­nen und Bür­ger durch fach­kun­di­ge Juris­ten und Inge­nieu­re zu arti­ku­lie­ren. Wir erwar­ten von der SGD Nord, dass sie als ver­fah­rens­füh­ren­de Behör­de einen eben­solch hohen Auf­wand betreibt. Wir wer­den die dies­be­züg­li­che Ent­wick­lung sorg­fäl­tig beobachten.“